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La Campana, 7.8.04
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Am Samstag hatte ich kurzfristig die Gelegenheit mit meinem Chef und einem guten Freund von ihm, sowie zwei weiteren Freundinnen, den Nationalpark “La Campana” zu besuchen. Raul und Ernaldo sind große Fans dieses Nationalparkes und schon mehrmals dort gewesen. Was also könnte ein besserer Einstieg sein, um das erste Mal dorthin zu fahren?

Der Park liegt ca. 1-2h entfernt von Viña del Mar, ist seit 1985 “Reserva Mundial de Biosfera” der UNESCO und der einzige geschützte Park in der ganzen Zona Central von Chile. Er ist ca. 8000 Hektar groß und umfasst insgesamt drei Sektoren, welche alle miteinander verbunden sind, jedoch durch separate Eingänge erreicht werden können. Je nachdem durch welchen Eingang man den Park betritt befindet man sich in völlig unterschiedlichen Vegetationszonen. In dieser Region wird man sich der Mikroklimas, von denen es in Chile so viele gibt, besonders bewusst.
Der klassische und am stärksten besuchte Weg, ist derjenige der am Eingang Granizo (600m) beginnt und zum Gipfel führt. Der Cerro La Campana ist ca. 1900 m hoch und damit der zweithöchste Berg im Park, nach El Roble mit ca. 2.200 m. An seinen Hängen gibt es noch in Freiheit lebende Pumas, die sich jedoch vor Menschen scheuen und unseren Weg deswegen leider nicht gekreuzt haben.

Die ersten beiden Stunden führen durch ein dicht mit Bäumen bewachsenes Gelände, bis man schliesslich auf halber Strecke zu einer alten Mine gelangt. Dies war in unserem Fall auch ungefähr die Schneegrenze. Danach wird der Weg steiler und die Vegetation dünner. Die Anden sind schon so langsam hinter den die Campana umgebenden Bergen zu sehen. Die Aussicht wird immer spektakulärer.
Der Schnee war tief, an manchen Stellen sind wir bis zu den Knien eingesackt! Weiter geht es auf dem Weg zum Gipfel, vorbei an der Gedenkplatte für den Forscher Charles Darwin, der hier im Jahr 1834 Pflanzen- und Tierarten aufzeichnete.

Nach einer weiteren Stunde über Stock und Stein gelangt man schliesslich auf den Gipfel. Die Aussicht von dort ist so schön, dass es wirklich schwer fällt sie in Worte zu fassen.
Charles Darwin beschrieb seine Eindrücke folgendermaßen:

We spent the day on the summit, and I never enjoyed one more thoroughly. Chile, bounded by the Andes and the Pacific, was seen as in a map. The pleasure from the scenery, in itself beautiful, was heightened by the many reflections which arose from the mere view of the grand range, with its lesser parallel ones, and of the broad valley of Quillota directly intersecting the latter. Who can avoid admiring the wonderful force which has upheaved these mountains, and even more so the countless ages which it must have required, to have broken through, removed, and levelled whole masses of them?”
(Quelle: Charles Darwin: ”Voyage of the Beagle”)

Und tatsächlich fühlt man sich, als würde man auf eine dreidimensionale Karte schauen. Im Osten erstreckt sich soweit das Auge reicht die schneebedeckte Andenkette, aus deren Mitte der Aconcagua, der mit 6960 m höchste Berg Südamerikas herausragt. Die Berge schimmern im Nachmittagslicht und bilden mit den feinen Wolken am überwiegend klaren Himmel ein Zusammenspiel, das für alle Mühen des Aufstiegs entschädigt.
Wendet man seinen Kopf in die andere Richtung, sieht man bis zum Pazifik, dessen Küste wie so oft mit schweren Wolken verhangen ist.

Der Gipfel selbst ist leider weniger spektakulär, da sämtliche Felsen mit den Erinnerungen von Wandergruppen oder verliebten Pärchen geschmückt sind. Es war wirklich komisch bei solch einer wunderschönen Aussicht über Graffitti hinwegzuschauen. Zusätzlich könnte man anhand der gesprochenen Sprachen nicht erkennen, in welchem Land man sich befindet.

Der Abstieg war schnell. Um genau zu sein, haben wir den Weg beinahe im Dauerlauf zurückgelegt. Wie oft ich im Schnee ausgerutscht bin weiss ich gar nicht mehr... sehr oft. Das hat sich die nächsten beiden Tage mit dem entsprechenden Muskelkater gerächt. Immerhin haben wir 1300 Höhenmeter überwunden.

Ich freue mich, dass ich in solch unmittelbarer Nähe zu meinem Wohnort einen Ort gefunden habe, an dem ich wirklich nachvollziehen kann, warum Chile für seine schöne Natur so berühmt ist.

 

 
 

La Campana, 25.9. - 26.9.04
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Letztes Wochenende war es wieder soweit. Der zweite Ausflug in den „Hausnationalpark“ war geplant, bzw. eher beschlossen als geplant. Diesmal war ich mit einer Gruppe von vier Freunden unterwegs, zwei weitere Deutsche, ein Chilene und ein Amerikaner.
Wir hatten uns entschieden diesmal die andere Seite des Parkes zu besuchen, nämlich den Palmenwald von Ocoa. Dieses Gebiet macht den größten Teil der insgesamt 8000 Hektar aus und ist landschaftlich völlig anders als der Sektor Granizo, von dem aus man auf den Cerro de la Campana läuft.

Dieser Palmenwald ist einer der letzten, in dem die chilenische Palme noch in dieser Ausdehnung wächst. Diese Palmenart hat den dicksten Stamm aller Palmen, wird bis zu 30 m hoch und über 1000 Jahre alt. Die Stämme sehen lustig aus, weil sie unten sehr dick sind, mit Durchmessern bis zu einem Meter und nach oben schlagartig schmaler werden. Ausserdem machen die Blätter im Wind ein Geräusch, welches eher nach lautem Insektenbrummen klingt als nach Palmenwedeln im Wind, sodass ich am Anfang dachte ein Schwarm großer Insekten sei im Anflug. Ihr könnt euch vorstellen, dass ich mir das nicht weiter ausgemalt habe :-)

Wir hatten drei Zelte dabei, da wir diesmal über Nacht bleiben wollten, die wir gleich nach der Ankunft auf einem kleinen, von Büschen abgeschotteten Zeltplatz mit Feuerstelle aufgestellt haben.

Der Weg zum Wasserfall, welcher einen Rundgang durch den Sektor ermöglicht, war viel flacher und insofern sehr viel angenehmer zu gehen als der Weg zum Gipfel. Die Landschaft ist faszinierend. Riesige Kakteen stehen neben noch größeren Palmen. Und dennoch ist der Boden größtenteils von saftigem, leuchtend grünem Gras überzogen. Auf jedem Meter entdeckt man Blumen mit ganz unterschiedlichen Blütenformen, von kleinen Orchideen bis hin zu den großen weissen Blüten der Kakteen. Der oft enge Pfad führt mal durch kleine Palmenwaldabschnitte oder dichtes Gebüsch, mal an einem Bach entlang und öffnet sich immer wieder nach links und rechts auf weite Wiesen.

Gelangt man schiesslich zum Wasserfall, erstreckt sich zu seinen Füßen ein dichtes dunkelgrünes Tal mit der Shilouette des Cerrro La Campana im Hintergrund. Auf den großen Felsen sitzend und ins Tal hinabschauend, haben wir an dieser Stelle gepicknickt und die wunderschöne Aussicht genossen.

Am Abend haben wir ein Lagerfeuer auf unserem kleinen Zeltplatz in Gang bekommen und uns dort die Füße gewärmt. Da der Frühling erst diese Woche angefangen hat, wird es nachts mitunter noch empfindlich kühl. Mit dem Singen hat es nicht so geklappt, ausser “Let it be” und “Yesterday” von den Beatles haben wir kein Lied gefunden, welches alle konnten. Eigentlich komisch, weil ich sonst das Gefühl habe, dass wir alle -egal welche Nationalität- mit der gleichen Musik groß geworden sind. In solchen Situationen zeichnen sich dann doch die Grenzen ab. War ein schöner, typischer Lagerfeuerabend.
Der eine hat dann nachher im Zelt so geschnarcht, dass nicht nur die Zeltwände gewackelt, sondern der Boden gebebt hat :-)

Auf dem Rückweg am nächsten Tag habe ich übrigens das erste Mal zu Fuß eine Autobahn überquert. Sie war nur zweispurig, das ging also noch. Am meisten hat mich allerdings überrascht, dass der Linienbus auf unser Winken hin auf dem Standstreifen angehalten und uns mitgenommen hat. Chile ist halt doch nicht Deutschland.

 
     
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